Samenernte von angesäten Flächen?

Das Bild zeigt eine Wiesendruschprobe mit erhöhtem Anteil an Wilder Möhre aus einer Ansaat mit regionalem Wildsaatgut. Die Druschprobe (15g) ist verunreinigt mit 26 Samen des Stumpfblättrigen Ampfers (Rumex obtusifolius) aus dem Bodendepot der Empfängerfläche. Da der Ampfer aufgrund ähnlicher Korngröße und spezifischem Gewicht nicht vollständig herausgereinigt werden kann, sollte der Wiesendrusch nicht als „direkt geerntete Mischung“ wieder ausgebracht werden.

Zunehmend werden Samen auf mit Regiosaatgut angesäten Flächen geerntet und als „direkte Mischungen“ (lt. Erhaltungsmischungsverordnung) für regionale Begrünung mit Wildformen angeboten. Während jedoch die sog. „angebauten Mischungen“ (Regiosaatgutmischungen aus einzeln vermehrten und in der Mischung prozentual abgestimmten Arten) relativ strengen Auflagen unterliegen, z.B. was Herkunftsnachweise und Vermehrungsstufen anbelangt, finden diese Kriterien bei der Erstellung von Wiesendrusch größtenteils keine Berücksichtigung.

Der Drusch vorheriger Ansaatflächen zur Samengewinnung, sollte deshalb mit großer Sorgfalt erfolgen und folgende Punkte sollten unbedingt beachtet werden:

Der Drusch von mit Wildarten angesäten Flächen …

… sollte nur vom jeweiligen Habitat in einen vergleichbaren Lebensraum erfolgen.
Unterschiedliche Standortbedingungen verringern sonst den Ansaaterfolg.

… ohne zeitliche und räumliche Trennung, führt generell zu artenarmen Mischungen, weil sich nur die zum Zeitpunkt der jeweiligen Beerntung reifen Samen auf der neuen Fläche etablieren können.
Zum Gewinnen von hochwertigem Druschgut ist abschnittsweises Beernten der Flächen unbedingt erforderlich.

… beinhaltet die Gefahr potenzieller Verunreinigung des Druschguts mit dominanten Unkräutern
Oft wird eine gründliche Bodenvorbereitung im Vorfeld der Neuansaat einer Wiesenmischung aus Wildarten vernachlässigt, so dass Melde, Weißklee, Ampfer und Distel aus dem Bodendepot das Erscheinungsbild beeinträchtigen. Erst durch mehrmalige Schröpfschnitte - vielleicht sogar über mehrere Jahre - lassen sich diese Arten wieder aus der Wiesengesellschaft verdrängen.

… führt insbesondere in den ersten Entwicklungsjahren oft zu einem erhöhten Samenanteil einzelner sich schnell entwickelnder Arten: Bei der Samenernte führt dies zu artenarmen oder zumindest unausgewogenen Beständen.
Bis sich alle Arten einer Wiesenansaat auf der neuen Fläche etablieren, können zum Teil Jahre vergehen. Oft finden sich auf Rohböden zunächst schnell auflaufende Pioniere (z.B. Leguminosen) und Arten wie die Wiesen-Margerite, die dann aber mit der Zeit langlebigeren Arten weichen. Manche Arten kommen erst etwa fünf Jahre nach Ansaat zur ersten Blüte, wie z. B. der Wiesenknopf.