Vorschlag zur Umsetzung

Eine Einordnung aus Sicht der Regiosaatgut-Praxis (Rieger-Hofmann GmbH)

Die vorliegende Studie hat erstmals Grünlandarten hinsichtlich ihrer genetischen Unterschiede untersucht und bietet eine fundierte Grundlage zur Ableitung ihrer Verteilungsmuster. Die Synopse der Karten der Verbreitung innerartlicher genetischer Gruppen (siehe Folgeseite) lässt erkennen, dass jede untersuchte Art ein individuelles Muster der genetischen Diversität aufweist.
Es werden deutschlandweit -je nach Art- zwischen zwei und acht genetische Gruppen als sinnvolle Klassenanzahl (K=2 bis K=8) der Klassifikationsanalyse angesehen. Das heißt für uns:  Die Zahl von 22 Ursprungsgebieten zur Abgrenzung genetischer Gruppen ist auf Ebene einzelner Arten höher als fachlich notwendig.

Einen Eindruck dazu soll der Kartenvergleich von genetischen Gruppen der Lynchnis flos-cuculi (Kuckucks-Lichtnelke) und unseren derzeitigen Vermehrungsorten geben.

Diese Erkenntnisse sind sehr hilfreich für den künftigen Umgang mit Wildpflanzensaatgut, denn sie zeigen: Eine wirklichkeitsgetreue Abbildung der Vorkommensgebiete, die nach BNatSchG die Grundlage für das Ausbringen von Pflanzen in der freien Natur sein sollen, ist mit artübergreifenden UG nur unbefriedigend zu leisten. Selbst bei einem neuen Zuschnitt der Gebietskulisse bliebe es bei einer nur geringfügig verbesserten Kompromisslösung.

Für den Schutz der innerartlichen Vielfalt wäre es aus unserer Sicht sinnvoller, die im Rahmen des Projektes RegioDiv gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, um für einzelne Arten und deren Herkünfte die Bereiche zu ermitteln, in denen sie ohne zu erwartende Nachteile eingesetzt werden können. Kleinste Einheit für den Handel blieben die bisherigen UG. Die oben erwähnten Karten zeigen jedoch, dass genetisch einheitliche Gruppen einzelner Arten auch mehrere UG umfassen können. So könnte entschieden werden, welche Arten aus welchen angrenzenden UG als Ersatzherkunft verwendet werden könnten und bei welchen Arten kein Austausch stattfinden sollte. Eine solche einzelartliche Betrachtung kommt den Forderungen nach Einhaltung der Vorkommensgebiete näher als die strengen Grenzen artifizieller UG, die für alle Arten gleichermaßen gelten.
 

Wie die Ergebnisse in der Praxis umgesetzt werden können, soll 2024 in einem projektbegleitenden Arbeitskreis diskutiert werden.


Unser Fazit: Durch RegioDiv gibt es nun verlässliche Aussagen zur innerartlichen genetischen Diversität von etwa 30 Arten. Derzeit werden jedoch mehr als 400 Wildpflanzenarten vermehrt und in etwa 200 Arten regelmäßig als gebietseigenes Saatgut ausgebracht. Daraus wird ersichtlich, dass weiterer Forschungsbedarf besteht. Aus unserer Sicht ist es unabdingbar, dass in Folgeprojekten auch zu den übrigen marktrelevanten Arten Erkenntnisse gewonnen werden, welche genetischen Gruppen sie bilden und wo sie eingesetzt werden können. Wir freuen uns auf weitere Ergebnisse.